Sprengobjekte der Schweizer Armee – Geschichte und Bedeutung
Rückblick auf den Vortrag vom 19. März 2014
Zerstörungen hätten den Gegner gestoppt
Strassen oder Brücken gezielt vor einem anrückenden Gegner zerstören: Zu diesem Zweck wurden die geheimnisvollen Sprengobjekte der Armee gebaut. Wie diese funktionierten und eingesetzt wurden, war in Thun zu erfahren.
Jeder wusste davon, wenige kannten Details und niemand sprach darüber: Geländeverstärkungen und vorbereitete Zerstörungen von Verkehrsachsen waren ein zentrales Element der schweizerischen Landesverteidigung im Kriegsfall. In den 1980-er Jahren waren rund 2000 Stellen zur raschen, aber gezielten Zerstörung vorbereitet. Der Sprengstoff war direkt eingebaut, innert 2-3 Stunden konnten Strassen, Bahnlinien oder Brücken so beschädigt werden, dass ein anrückender Gegner viel Zeit, Material und Personal für ein Durchkommen benötigt hätte. Wie dieses streng geheime Zerstörungssystem taktisch und technisch aufgebaut war, erklärten zwei ausgewiesene Spezialisten in ihrem Vortrag beim Verein Schweizer Armeemuseum in Thun. Jürg Trick, ehemaliger Chef Abteilung Bauplanung des Bundesamtes für Genie und Festungen, und Gerhard Wyss, ehemaliger Chef Sektion Führungs- und Kampfbauten der Untergruppe Operationen, haben massgeblich zur Entwicklung dieser Technik beigetragen.
Mit Bild- und einmaligem Filmmaterial wurde die Entwicklung der Technik gezeigt, ebenso, dass allein durch Abnützung und Materialmangel bei den Genietruppen ein Gegner nach mehreren hintereinander liegenden Linien von Zerstörungen effektiv gestoppt hätte werden können. Moderne Gegner waren auf unzerstörte Verkehrswege angewiesen. „Chancenlos wären wir so gegen die Warschauer Pakt-Armeen nicht gewesen“, gab sich Gerhard Wyss überzeugt. Im Raum Berner Oberland beispielsweise waren die zentralen Achsen Lötschberg-Simplon, Simmental sowie beidseits des Thunersee durch mehrere hintereinanderliegende Sprengobjekte vorbereitet. Jürg Trick: „Wichtig ist, dass gezielt gesprengt werden konnte. Die totale Zerstörung war kaum je das Ziel. Aber der Reparaturaufwand für den Gegner musste verhältnismässig hoch werden.“
Mit dem Fall der Berliner Mauer 1989, der Auflösung des Warschauer Paktes 1991 und der Armee 95 begann der Rückbau der permanenten Geländeverstärkungen. Bis Ende 2015 sollen alle eingebauten Sprengstoffladungen entfernt sein.
Jürg Trick (links) und Gerhard Wyss, ausgewiesene Fachleute zum Thema militärische Zerstörungsvorbereitungen.
Fotos: © Markus Hubacher, Spiez