Seite wählen

Operationen der Schweizer Armee im Zweiten Weltkrieg

Rückblick auf den Vortrag vom 23. März 2016

Sechs Jahre Krieg in knapp anderthalb Stunden: Brigadier aD Jürg Keller fasste am Vortrag in Thun die Planungen der Schweizer Armeeführung – abgebildet in den sogenannten Operationsbefehlen – sachlich und einfach nachvollziehbar zusammen.

Angefangen mit der jeweiligen Lage rund um die Schweiz in den Jahren 1939 bis 1945, erklärte Keller die jeweiligen Massnahmen der Armeeführung, um den Gefahren zu begegnen. Die wechselnde Kriegslage machte immer wieder Umgruppierungen der Armee notwendig, – „auf dem Papier ist das einfacher als in der Realität“. Umgruppierungen hatten somit Konsequenzen bis zum einzelnen Soldaten hinunter.

Rückblickend lässt sich feststellen: Die günstigste Gelegenheit zu einem Angriff auf die Schweiz hätte sich den Deutschen nach Abschluss des Frankreichfeldzuges ergeben. Deutsche Truppen standen damals unbeschäftigt in grosser Zahl an unserer Westgrenze. Unter dem Stichwort „Tannenbaum“ erarbeiteten die Deutschen Angriffspläne. Die Schweizer Armee begann genau in jenem  Zeitpunkt die Umgruppierung in das noch unfertige Reduit.

Insbesondere die Befehle zum Bau und Bezug des Reduits, der zentralen Alpenraumstellung, stiessen auf Interesse, da es in der Erinnerung des Volkes bis heute lebendig ist. Auch heute noch sind aus dieser Zeit Bunker, und Festungen, Flugplätze und Lager in den Alpen zu finden.

Jürg Keller liess in seinem Vortrag auch hohe Offiziere zu Wort kommen, zum Beispiel Einschätzungen durch Hans Senn, Generalstabchef von 1977 bis 1980. Kellers Fazit der Massnahmen: „Am Anfang hatten wir schlicht Glück, denn die Achsenmächte waren uns voraus und vorbereitete Planungen gab es zu Kriegsbeginn nicht.“ Spannend war beispielsweise ein Kartenausschnitt von Thun, auf dem die Deutschen die möglichen Durchfahrten durch die Stadt eingetragen hatten! Keller: „Solchen Aufwand treibt man nur, wenn man konkrete Angriffspläne hat.“

Ab etwa dem Zeitpunkt des Reduitbezugs zeigte sich, dass die Armeeführung unter General Henri Guisan durchaus auch das im damaligen Zeitpunkt Unmögliche durchdachte und entsprechende Planungen in Auftrag gab. „Es waren vorausschauende, durchdachte Befehle.“

Der Referent ist auch Autor einer Schrift der Gesellschaft für militärhistorische Studienreisen (GMS) zum Thema Operationen der Schweizer Armee im Zweiten Weltkrieg. Bezugsquelle: www.gms-reisen.ch

Fotos: © Markus Hubacher, Spiez