Aus der Soldatensprache
 
			Begriffe aus der Soldatensprache
Die Soldatensprache hat viele eigene Wörter, die für Aussenstehende oft unverständlich klingen. Zudem gibt es gewisse Ausdrücke, die sich von der normalen Alltagssprache klar unterscheiden. Zur Illustration mögen die folgenden zwei Beispiele simpler Tätigkeiten dienen: im Militär geht man nicht zum Essen, sondern man «verpflegt». Ein anderes typisches Beispiel finden wir beim Material. Dieses wird am Morgen im Magazin gefasst und abends nicht zurückgebracht, sondern «zurückgefasst»! Ich kenne keine zivile Tätigkeit, bei der man «Rückfassungen» macht!
Es gibt schweizweit ein paar Sammler von typischen Militärausdrücken, welche mehr oder weniger umfangreiche und interessante Sammlungen aufgebaut haben. So hat die Schweizerische Gesellschaft für Volkskunde nach dem Ersten Weltkrieg ein Verzeichnis von Deutschschweizer Ausdrücken erstellt. Dieses ist in der Bibliothek am Guisanplatz (BiG) hinterlegt und scheint das einzige erhaltene Exemplar zu sein.
Ein langjähriger und eifriger Sammler von deutschsprachigen Ausdrücken ist auch unser VSAM-Mitglied Andreas Laubacher, der ein mehrere hundert Wörter umfassendes Lexikon mit rund 300 Seiten zusammengetragen hat und weiter daran arbeitet.
In der Romandie hat es einmal etwas Ähnliches gegeben, so hat die Société suisse des Traditions populaires 1921 eine Zusammenstellung unter dem Titel «L’Argot du Soldat Romand 1914–1918» herausgegeben, die dem in der BiG hinterlegten Exemplar der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde ziemlich entspricht.
Solche speziellen Ausdrücke, die man nur im Militär verwendet, überdauern zuweilen alle Epochen, andere gehen mit der Zeit verloren, weil die damit bezeichneten Artikel nicht mehr in Gebrauch sind oder weil die Tätigkeiten, die damit gemeint sind, nicht mehr ausgeführt werden. Dafür entstehen immer wieder neue Ausdrücke, die dann wieder von den nachrückenden Generationen verwendet werden.
Es wäre mal interessant zu erfahren, ob es auch im Tessin und möglicherweise auch im rätoromanischen Sprachraum Sammlungen solcher Stilblüten gibt und falls ja, wo allenfalls solche zu finden sind? Wäre vielleicht einmal ein Thema für einen Linguisten?
Jürg Burlet
