Die Oberbefehlshaber der Schweizer Armee im Spannungsfeld zwischen Politik und Militär
Rückblick auf den Vortrag vom 14. März 2018
Eine spannende Gegenüberstellung
Wer waren die Generäle, die in der schwierigen Zeit der Aktivdienste die Armee führten? Und wie haben sie ihre Aufgaben gelöst? Gerhard Wyss hat beim Verein Schweizer Armeemuseum Antworten geliefert.
Seit jeher gibt es Diskussionen, wie im Kriegs- oder Neutralitätsschutzfall die Machtverhältnisse aufgeteilt sind. Dass die Politik der Armeeführung vernünftige Rahmenbedingungen diktieren kann, erfordert eine starke Regierung. Diese Vorgaben können sich aber diametral zu den Bedürfnissen eines Generals als gewählter Oberbefehlshaber verhalten, der seine von der Bundesversammlung gestellte Aufgabe lösen will und muss.
Der Vortrag mit dem Titel «Die schweizerischen Oberbefehlshaber der Armee (1847-1945) im Spannungsfeld zwischen Politik und Militär» gab am Mittwoch einen interessanten Überblick über 150 Jahre Schweizer Militärgeschichte im Lichte des Wirkens ihrer Oberbefehlshaber. Der vom Referenten gemachte Quervergleich der vier unterschiedlichen Persönlichkeiten – Guillaume-Henri Dufour, Hans Herzog, Ulrich Wille und Henri Guisan – zeigte interessante Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Angefangen bei der (sprachlichen) Herkunft, über die Truppenzugehörigkeit, dem Charisma und der Beliebtheit beim Volk, die zu erledigende Aufgabe und deren Erfüllung liessen den Schluss zu, dass die beiden französischsprachigen Generale Dufour und Guisan die grössten Herausforderungen zu meistern hatten – und dies sehr erfolgreich taten.
Dass sich die Machtverhältnisse im Zweiten Weltkrieg zwischen Bundesrat und Generalität ausgeglichen gestaltet hatten, war ein Vorteil. Auch wenn Guisan während des ganzen Aktivdienstes nie vom Gesamtbundesrat angehört wurde, wurden die wichtigsten militärischen Entscheide jeweils von der Regierung sanktioniert. Positiv wirkte sich zudem aus, dass in der Schweiz seit dem Sonderbundskrieg von 1847 der Kriegsfall nie mehr eintrat, sondern sich der Armeeeinsatz auf den Neutralitätsschutz beschränken konnte. So spielten die unbefriedigende rechtliche Regelung des Neutralitätsschutzdienstes und zahlreiche Missverständnisse und Spannungen weniger eine Rolle.
Einleitend verglich der Referent die international üblichen Unterstellungen der Oberbefehlshaber unter die jeweilige politische Führung, die in verschiedenen Kriegen daraus resultierenden Erfahrungen und Erfolge bzw. Misserfolge. Ein kleiner Abstecher am Schluss beleuchtet die Problematik eines «Friedensoberbefehlshabers» in Form eines Chefs der Armee, wie ihn unsere Armee seit 2004 kennt. Eine gewisse Skepsis, ob das der richtige und mit der Erfahrung über drei Amtsinhaber bereits bewährte Weg sei, liess der ehemalige Oberst im Generalstab und Militärhistoriker Gerhard Wyss deutlich durchblicken.
Fotos: © Markus Hubacher, Spiez