Das Labor Spiez
Rückblick auf den Vortrag vom 31. Januar 2024
Das eidgenössische Institut für ABC-Schutz in Spiez, eingegliedert im Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS), war am Mittwoch Thema beim Verein Schweizer Armeemuseum (VSAM). Referent Dr. Kurt Münger zeigte die vielfältigen Arbeiten im In- und Ausland des Labors Spiez, für die oftmals rigorose Sicherheitsmassnahmen nötig sind.
Die Bilder aus dem Hochsicherheitslabor der höchsten Stufe 4 sind eindrücklich und beklemmend. Die Arbeitsplätze können wegen den dort lagernden Gefahrenstoffen ausschliesslich durch Schleusen betreten werden, die Tätigkeiten nur in hermetisch dichten Schutzanzügen ausgeführt werden. Um in der Schweiz vorbereitet zu sein, darf in Spiez für die Forschung von Schutz- und Abwehrmassnahmen auch mit ansonsten verbotenen oder geächteten biologischen und chemischen Kampfstoffen geforscht werden. Wie Dr. Kurt Münger, Chef Leitungsaufgaben Labor Spiez, ausführte, ist dieses Labor deshalb auch eines der am besten gegen Erdbeben geschützten Gebäude der Schweiz. Die aus den Anfangszeiten stammenden Gebäude sollen in den nächsten Jahren saniert oder durch Neubauten ersetzt werden, um auch künftig alle aktuellen Schutzauflagen erfüllen zu können.
Münger zeigte die Entwicklung des Betriebes aus dem «Labi Wimmis» der ehemaligen Pulverfabrik und die vielfältigen Aufgaben für zivile und militärische Organisationen auf. Schwerpunkt der rund 120 Angestellten in Spiez sind die Forschung und allfällige Einsätze für zivile Organisationen wie Feuerwehren oder Polizeieinheiten zugunsten der Schweizer Bevölkerung. Grössere Schlagzeilen machen jeweils internationale Aufträge – zum Beispiel für die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW), die Vereinten Nationen (UNO), die Weltgesundheits- (WHO) oder die Atomenergieorganisation (IAEA). Das formulierte Ziel des mehrfach international ausgezeichneten Labors ist klar: Eine Welt ohne Massenvernichtungswaffen.
Für all diese Aufgaben werden in Spiez die technischen und wissenschaftlichen Instrumente bereitgestellt und das entsprechende Wissen stetig weiterentwickelt. Dieses umfasst neben Messungen von allfälligen Gefahrenstoffen über die Entwicklung von Gegengiften bis zur Prüfung von Schutzmaterialien. Zudem werden Spezialisten für die ABC-Abwehrtruppen der Schweizer Armee ausgebildet, die das Labor bei Bedrohungslagen als Miliztruppe unterstützen könnten.
In seinen Ausführungen kam Kurt Münger auch auf aktuelle Bedrohungen zu sprechen. Er zeigte als Fallbeispiel allfällige Auswirkungen einer «dreckigen Bombe» aus nuklearen Abfällen und erwähnte die latenten Drohungen aus dem Kreml, im Krieg gegen die Ukraine atomare Sprengsätze einzusetzen. Die Geschichte des Labors respektive dessen Aufbau von Kompetenzen ist immer wieder eine Folge von teils katastrophalen Ereignissen: Sei dies die Explosion des Atomreaktors in Tschernobyl, die Chemiewaffeneinsätze in Irak und Syrien oder die Vergiftung von unliebsamen Personen durch die toxische Substanz Novitschock. Das Fazit: Der Bedarf an Fachwissen und gezielter Vorbereitung auf einen möglichen Ernstfall wird weiter zu- statt abnehmen.
Kurt Münger vom Labor Spiez erklärte die Aufgaben und Erfolge des Instituts. Bild: Thomas Wermelinger.