Autobahnen als Notlandepiste der Luftwaffe
Rückblick auf den Vortrag vom 22. Februar 2012
Zehnmal probte die Schweizer Luftwaffe, was nach einer Zerstörung der normalen Flugplätze passieren könnte: Dass temporär die Kampfjets auf einigen speziell ausgebauten Autobahn-Teilstücken landen und starten sollten. Plötzlich standen statt Lastwagen und PW Tiger-Jets auf den Rastplätzen. Roger Cornioley beleuchtete dieses spannende Kapitel der Schweizer Militärluftfahrt am Mittwochabend im Rahmen der Vortragsreihe des Vereins Schweizer Armeemuseum in Thun. Über 100 Personen haben den Anlass besucht, der zum ersten Mal in neuen Räumen in der ehemaligen Pferderegie-Anstalt durchgeführt wurde.
Cornioley, kürzlich als eine der Hauptpersonen in der SF-Dokumentation über den Flugzeugunfall auf dem Gauligletscher bekannt geworden, faszinierte mit seinen Erzählungen und tief aus den Archiven geholten Details: Schon die deutsche Luftwaffe nutzte in den letzten Kriegsmonaten Teile der Reichsautobahnen als Flugplätze. 1970 wurden erstmals Lande- und Startübungen mit Venom-Kampfflugzeugen auf einem Teilstück des damals neuen schweizerischen Autobahnnetzes durchgeführt.
Zwei solcher umfangreichen, spektakulären und in den Anfängen geheimen Manöver fanden schliesslich in der Nähe statt: In den Jahren 1974 und 1982 in Münsingen. Die Raststätte diente dabei als Parkplatz für die Hunter- und Tiger-Maschinen. Mit der Armee 95, der Auflösung der Sowjetunion respektive des Warschauer Pakts und wegen der grossen Unfallgefahr für Autos im Bereich dieser Landeplätze (statt Leitplanken kamen rasch demontierbare Stahlseile zum Einsatz), ist dieses Einsatzkonzept aufgegeben worden.
Illustriert wurde der Vortrag des Aviatikspezialisten mit Bildmaterial und eindrücklichen Original-Filmaufnahmen des Armeefilmdienstes. Er zog auch einen Vergleich mit anderen Ländern, etwa Schweden, und zeigte auf, dass sich auch die Luftwaffe der DDR auf Autobahnlandungen verstand.
Weitere Informationen zum Thema:
skynews10100409neu.pdf | 2.0 M |
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