Seite wählen

Geschichte des militärischen Brieftaubendienstes 1917 bis 1996

Rückschau auf den Vortrag vom 1. Feburar 2023

Gefiederte Kuriere in der Schweizer Armee

 

Der Verein Schweizer Armeemuseum (VSAM) startet seine Aktivitäten mit Jürg Burlet und den militärisch eingesetzten Brieftauben. Ein Vortrag, der in eine weitgehend unbekannte Truppe führte.

 Was macht die Armee, wenn die drahtgebundene und elektronische Übermittlung ausgefallen ist? Heute würden wohl Melder mit Fahrzeugen zum Einsatz kommen. Bis 1995 hätte es noch eine wahrlich tierische Lösung gegeben: Brieftauben hätten die Übermittlung zumindest zwischen den wichtigsten Kommandostellen sichergestellt. Deren Einsatz musste jedoch gut vorbereitet sein, wie Jürg Burlet beim Verein Schweizer Armeemuseum erklärte. Als ehemaliger Brieftauben-Offizier konnte er mit Informationen und Anekdoten aus dem Vollen schöpfen.

 Von den Anfängen der gefiederten Kuriere für unterschiedliche Armeen über den wichtigen Einsatz auch in der Schweizer Armee während des Ersten Weltkrieges gingen Burlets Ausführungen zu den kurz vor dem Aktivdienst 1914-18 neu gebildeten Brieftaubenformationen, deren Einsatzdoktrin, der Ausbildung und Ausrüstung.

 Die gefiederten Kuriere haben eine unglaublichen Orientierungssinn – oder Heimweh – und finden zielsicher wieder zurück in den heimischen Taubenschlag. Wie das funktioniert, ist auch heute nicht völlig geklärt. Erdmagnetismus, Gerüche, visuelle Bezugspunkte und Sonnenstand spielen dabei eine wichtige Rolle. Das konnten sich Patrouillen, Beobachtungsposten oder Kommandostellen zu Nutze machen und so Verbindungen fast bei jedem Wind und Wetter und mit besonders geeigneten Tauben sogar nachts sicherstellen.

 Aus seiner eigne Erfahrung zeigte der Referent auf, wie innerhalb der Festungsbrigade 13 im Raum Sargans ein Netz mit festen Taubenschlägen – privaten und eidgenössischen – aufgebaut war, um notfalls die diversen KP in den grossen Festungsanlagen zu verbinden. Die Armee selber besass gut 3000 Tauben in der Station Sand-Schönbühl, mit den privaten Schlägen waren gut 30‘000 Tiere für den Armeeeinsatz abrufbar. Jeweils zwei Tiere wurden mit derselben Meldung losgeschickt, mit ganz wichtigen Nachrichten sogar vier. Es konnte ja sein, dass eine der Tauben von einem Habicht oder Wanderfalke erwischt wurde. Die Schweizer Brieftaubenformationen umfassten im maximum 1100 Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten sowie Angehörige des MFD, mit der Armee 95 wurden diese ersatzlos aufgelöst.

 Die Geschichte des militärischen Brieftaubendienstes in der Schweizer Armee ist im Buch „Gefiederte Kuriere“ von Carl Hildebrandt detailliert nachzulesen. Erhältlich ist das Buch im Shop des VSAM.