Als die Franzosen die Schweiz kartierten…
Rückblick auf Vortrag vom 16. September 2015
„Die Arbeit und Leistung der französischen Geometer-Ingenieure wird heute noch nicht richtig gewürdigt.“ Dies ist eine der zentralen Aussagen von Martin Rickenbacher, der beim Verein Schweizer Armeemuseum einen faszinierenden und detailreichen Vortrag über die Entstehung des Vermessungswesens in der Schweiz hielt. Mit zahlreichen in Pariser Archiven entdeckten Karten und Dokumenten erläuterte er, wie gross das Verdienst der Franzosen ist und wie das heute weltweit gelobte Schweizer Kartenwesen von den französischen Arbeiten profitierte.
Bis 1813 waren nämlich bereits aus militärischem Interesse der Grossmacht Frankreich etwa 5800 Quadratkilometer entlang der Westgrenze der Schweiz aufgenommen, und zwar in sehr guter Qualität. In deutlich schlechterer Qualität kartierte auch die andere militärische Grossmacht Österreich unsere östlichen und nördlichen Landesteile. Die damaligen Aktivitäten im eigenen Land sind daneben als vergleichbar naiv zu bezeichnen. Vorwiegend aus militärischem Interesse liess Napoleon sogar ein Vermessungsbüro für die Schweiz mit Sitz in Strassburg gründen. Der nachmalige General Guillaume-Henri Dufour – ebenfalls in Frankreich ausgebildet – helvetisierte dieses umfangreichen Fachwissen und begründete ab 1832 mit der „Topografischen Karte der Schweiz 1:100’000″ den Weltruf der Schweizer Kartografen.
ETH-Ingenieur Martin Rickenbacher ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Bundesamtes für Landestopographie (swisstopo), wo insbesondere historische Bestände und Fragen in seinen Verantwortungsbereich fallen. Über Napoleons Karten über der Schweiz hat er ein Buch verfasst.
Fotos: © Markus Hubacher, Spiez