Geschichte und Tätigkeit des Rotkreuzdienstes als Unterstützer der Armee
Rückblick auf den Vortrag vom 23. November 2022
Der Rotkreuzdienst: Grosses Engagement auf freiwilliger Basis für die Armee
Einen Einblick in eine eher unbekannte Organisation innerhalb der Armee gab es beim Verein Schweizer Armeemuseum. Der Rotkreuzdienst (RKD) war das Thema des letzten Vortragsabends in diesem Jahr.
Der RKD besteht seit 1903 und gehört zum Schweizerischen Roten Kreuz. Im Ersten Weltkrieg waren mehrere Hundert RKD-Frauen im Einsatz, wobei er in der Zeit der Spanischen Grippe 69 RKD-Angehörige im aufopfernden Dienst verstarben. Im Zweiten Weltkrieg stieg die Zahl der dienstleistenden Frauen sogar auf mehrere Tausend. Der Rotkreuzdienst umfasst heute gut 250 Frauen, die ihre beruflichen medizinischen Kenntnisse freiwillig dem militärischen Sanitätsdienst bei (Natur-)Katastrophen, in bewaffneten Konflikten und in Friedenszeiten in der Ausbildung zur Verfügung stellen. Obwohl ausgerüstet wie Sanitätssoldaten und nach einem Beitritt bis 50-jährig dienstpflichtig, werden diese Fachleute nicht zum Bestand der Armee gezählt. Sie absolvieren Rekrutenschulen von einigen Wochen bei den Sanitäts- und Spitaltruppen, machen die Grundausbildung mit und unterstehen im Einsatz den militärischen Vorgesetzten. Dies zeigt, dass vor allem die fachlichen Kompetenzen wichtig sind und geschätzt werden. Stefan Vogel von der RKD-Geschäftsstelle betonte in seinem Referat über die Entstehung und die heutige Situation, dass die RKD-Angehörigen von Ausbildungen und Führungserfahrung profitieren können, die auch ihren Arbeitgebern diene. Dennoch sei es nicht immer einfach, die Frauen für die Grundausbildungen und WK-Einsätze von den Arbeitsplätzen loszueisen. „Gerade heute, wo das Pflegepersonal stark unter Druck steht, ist das oftmals schwierig. Andererseits sind unseren Frauen mit dem Beitritt dienstpflichtig wie ein normaler Armeeangehöriger“, erklärte Vogel. Die Armee profitiert auf der anderen Seite von motivierten und gut ausgebildeten Fachkräften, die ihre Erfahrung aus dem Berufsalltag weitergeben. Zunehmend sind in den Rekrutenschulen – jährlich treten 20 bis 30 Frauen dem RKD bei – nicht nur Fachfrauen aus der Pflege, sondern auch Medizinstudentinnen dabei, die sich den Dienst anrechnen lassen können. „Mittlerweile sind 60 Prozenten der Studierenden weiblich. Die Armee wird also mit dem aktuellen Dienstpflichtmodell in absehbarere Zeit ein Problem mit dem Bestand an Militärärzten erhalten“, schaute Vogel in die Zukunft.
Von ihrer Rekrutenschule und Einsätzen erzählte Oberleutnant RKD Sandra Nyffenegger im zweiten Teil des Abends in Thun. Während der Pandemie waren beispielsweise bis zu 90 Angehörige des RKD aufgeboten. Die Besucher des letzten Vortrags im laufenden Jahr waren sichtlich beeindruckt, wieviel freiwilliges Engagement in der Organisation des RKD nach den Ideen des Rotkreuz-Gründers Henri Dunant steckt. Für Männer kann der RKD auf freiwilliger Basis erst ein Thema werden, wenn die ordentliche Militär- oder Zivilschutzdienstzeit absolviert ist.
Fotos: Thomas Wermelinger / Diana Beifordt
Hier geht es zum Video des Vortrages.